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| 1982 | Abschluss als Diplomtextilgestalterin Designerin in der Industrie | 
| 1989 | Lehre als Handweberin | 
| 1992 | freischaffend lebt und arbeitet in dem kleinen Ort Friedersdorf | 
Uwe Salzbrenner in der SZ vom 21.6.99:
         „Eine Materialspielerin ist sie, die Bettina Böhme. 
        Der Graue Filz mancher Bilder ist aufgebrochen. Hanfschnüre liegen 
        bloß wie die Dämmung einer Wand, der außen schüttere 
        Haare gewachsen sind und Latexseen; feine Fasern wehen weiß wie 
        Salpeter. Schwarze Seile wurzeln auf der Fläche, treten wie Adern 
        vor, ziehen harsche Grenzen auf Landkarten, lagern auf Hügel wie 
        Schlangen, stumpfe Äxte, seltsame Runen. Hohe schmale Filzschilde 
        wirken durch Wölbung, Felder, Teilungen wie archaische Totems, auf 
        denen man Wellen reiten kann.“ 
„Lauter - als still“, Mai 2003
        Aus der Eröffnungsrede von Herrn Winzeler:
        „Stille oder Stillstand – das ist dabei ausgeschlossen. Laut, 
        schreiend, aggressiv und knallig sind ihre Arbeiten aber auch nicht, lauter 
        hingegen schon – eben: lauter als still und „lauter“ 
        auch im Sinne von aufrichtig, echt, ungetrübt, frisch, klar, vielleicht 
        auch – geläutert durch Stille.“
        „Das Textile mit allen Spielarten, die Materialien und Techniken 
        bieten, sind die Basis, auf dem ihr Tun baut. Von ihren poetischen Stoffapplikationen 
        der 1990 Jahre hat sie sich entfernt, von traditionellem Umgang mit Material 
        und Technik ebenso. Aber was blieb, ist ihre Freude an Materialität, 
        am schöpferischen Prozess und seine Überraschungen.
        Sie hat mit Papier gewebt, mit Kunststofffolien gearbeitet. Sie nimmt 
        alle Farben, die sie in Haus und Garten hat, Experimentiert mit chemischen 
        Reaktionen. Sie spielt mit Farbe, Material und Form: lustvoll, auch für 
        den Betrachter des Ergebnisses.“
„Makulatur“ 
		Gemeinschaftsausstellung mit Angelika John, Sommer 
        2005
        Aus der Eröffnungsrede von Herrn Winzeler:
        „Immense Experimentierlust, ständiges Überarbeiten und 
        Hinterfragen, größtes Interesse an allen möglichen Materialien 
        und Techniken, ja und der Mut auch aus eben Verworfenen wieder Neues zu 
        gestalten – all das verbindet die beiden Künstlerinnen in ihrem 
        jeweiligen Werk.“
        „Bettina Böhme raunt keine Märchen. Sie deutet Geschichten 
        höchstens an, setzt aus archaischer Tiefe symbolische Formen in Aktion 
        und lässt dadurch sagenhafte Geschehnisse anklingen. Kontraste, Gewalt, 
        harte Schnitte wechseln da mit Heiterem. Ein Sommerbild mit Schiff am 
        Meer, einer leichten Brise, hellem Licht, froh und frisch wie bei Matisse 
        wechselt mit bedrohlich anmutenden Balkenkompositionen in Schwarz, im 
        Schnee verweht, hinter Gitternetz verborgene Behausungen. Tafeln mit tiefem 
        Weiß, duftigen Farbspielen und eingeritzten Leitern, Verbindungslinien, 
        Netzen deuten in der an ostasiatische Malerei erinnernden Zeichenhaftigkeit 
        auf Lebensspuren, auch auf Verletzungen. Der Verwundbarkeit, die in solcher 
        Oberflächenbehandlung zum Ausdruck kommt, steht der Glanz lackierter 
        Farbflächen gegenüber. Doch auch hier, in glatter Transparents, 
        leuchtendem Flimmern hat die Künstlerin mit Zersetzung begonnen – 
        mit Ätzungen, mit chemischen Prozessen. Nicht von ungefähr heißt 
        „macula“ lateinisch auch Verletzung. Im Kontrast dazu stehen 
        neue Arbeiten, deren saugfähiger Grund eine andere Farbdichte und 
        eine neue Weichheit bedingen: sattes Weiß und lichte warme Töne 
        sind tief in den Stoff eingedrungen und haben an der Oberfläche ein 
        geradezu kreidiges, an Pastell erinnerndes Bild zurück gelassen.“
        Aus der Eröffnungsrede von Regine Hempel:
        Der Umgang mit Stoffen ihrer unmittelbaren Umgebung, seien es Textilien, 
        Holz oder Federn - sie verwendet beinahe alles Feste für ihre Kreationen 
        - läßt fühlbar das Ursprüngliche, das Kühle 
        der Landschaft im Osten Sachsens - Bettinas Heimat wach werden. So kreiert 
        die Künstlerin ihre Welt und ihr Leben in ihrem Werk.
        Der stillen Künstlerin, im Inneren rast- und ruhelos, ist das alles 
        noch nicht kraftvoll genug. Stets sucht sie nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten 
        und anderen Formen. Sie lernt das Handwerk des Leinewebens, das Filzen, 
        das Schöpfen von Papier und beginnt mit anderen, fremden stilistischen 
        Mitteln zu arbeiten. 
        Stets ist es eine Kombination verschiedenster künstlerischer Techniken 
        und Materialien die Bettinas Arbeiten zu Kunstwerken werden lassen. 
        
        Papier und Tusche, Wachs, Schafsfelle - mit Feuer und Farbe behandelt 
        - Filz und Hanf über Holzplatten gezogen: ihre Formensprache wird 
        kraftvoller und prägnanter. Noch stärker wird jetzt sichtbar, 
        daß die Künstlerin - was sie ja nie tat - sich nicht mit einfachen 
        weiblich zuordenbaren Applikationstechniken beschäftigt. 
        
        Es entstehen verschiedene Werkgruppen. Bei jeder könnte man annehmen, 
        jetzt sei sie angekommen, doch Bettina verweilt nicht. Als hätte 
        sie Scheu zu rasten, läßt sie ständig neue Serien entstehen, 
        greift frühere formale Lösungen wieder auf und erweckt sie verändert 
        zu neuem Leben.
        So entstehen in den letzen Jahren auf der einen Seite großformatige 
        Collagen und Applikationen aus Papiermasse, Filz, Wolle, und Netz. Die 
        Werke scheinen an afrikanische Landschaften und deren Licht zu erinnern. 
        Beinahe skulptural muten große braune Filzarbeiten an: auf den Wellen 
        des Pazifik werden ähnlich anzusehende Surfbretter genutzt. 
        Andererseits ahnt man in den kleineren Arbeiten aus Papieren, Wachs- und 
        Reißtechniken und Tuschen die Leichtigkeit Asiens. Das wird durch 
        die pastelle Farbgebung und verschiedene Faltvariationen noch verstärkt. 
        
        
        Mit dem Anblick allein kann niemand das Werk erfassen. Man muß es 
        tasten, riechen und fühlen (vielleicht gar hören?). Es sind 
        Geschichten die hier erzählt werden: plastische, poetische Erzählungen 
        und Lieder von Nähe und Ferne. 
        Sehnsüchte und Träume werden figürlich, erhalten Strukturen 
        und Farbe. Eine Zeit und ihre Menschen erfahren ihren ganz individuellen 
        Ausdruck.
        
      
Eigenverlag in Zusammenarbeit mit der Edition Raute im Galerie Klinger Verlag Görlitz
Edition Raute im Galerie Klinger Verlag Görlitz
Edition Raute im Galerie Klinger Verlag Görlitz
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